Wie gehe ich bei der Planung eines Kinder- oder Jugendbuches vor? Was gibt es zu beachten? Vorab sei schon mal gesagt, dass es nicht die eine „richtige“ Art zu planen gibt. Jeder Mensch ist anders, jedes Projekt ist anders.
Nimm die Punkte also als Anregung, teste aus, was für dich passt, und wandele es so ab, wie es am besten funktioniert. Denn am Ende interessiert es niemanden, wie deine Planung aussieht. Wichtig ist nur, dass sie dir optimal dabei hilft, die Geschichte zu schreiben, die du schreiben willst.
1. Zielgruppe festlegen
Bei Kinder- und Jugendbüchern ist die genaue Definition der Zielgruppe von besonderer Bedeutung. Es macht einen Unterschied, ob ich ein Buch für Kinder ab 6 Jahren oder für Jugendliche ab 12 Jahren schreibe – sowohl im Hinblick auf die Themen als auch die Sprache oder auch den Umfang des Projekts. Je früher du also die genaue Zielgruppe definierst, desto leichter fallen dir diese Schritte.
Das heißt natürlich nicht, dass dein Buch später nicht auch von jüngeren oder älteren Kindern gelesen wird. Hier geht es wirklich um die Hauptzielgruppe, nach der du alles weitere bei der Planung ausrichtest.
Überleg also: Bei welchen Büchern würde sich dein Buch in der Buchhandlung unterbringen lassen? Welche Zielgruppe sprechen diese Bücher an? Wenn du unsicher bist, kann es helfen, tatsächlich einmal in die Buchhandlung zu gehen und am besten auch möglichst viele Bücher der angepeilten Zielgruppe zu lesen, um ein gutes Gespür dafür zu bekommen. Ich würde sagen, das ist mal eine Rechercheaufgabe, die viel Spaß bringt!
2. Brainstorming
Wenn die Zielgruppe feststeht, solltest du eine konkrete Idee auswählen, die du verfolgen willst. Tipps für die Ideenfindung findest du auch in diesem Beitrag. Notier dir alles, was dir zu der Idee einfällt. Ganz ungefiltert und ohne Bewertung.
Danach geht es daran, Ordnung in die Notizen zu bringen. Welche Punkte drehen sich um die Handlung? Welche um die Figuren? Welche ums Setting?
Wenn du damit fertig bist, hast du hoffentlich schon einen guten Überblick und kannst überlegen, welche der Ideen du tatsächlich verwenden möchtest und welche fest. Außerdem kannst du die Eckdaten deiner Geschichte abstecken. Was ist das Thema deiner Geschichte? Wie sieht die zentrale Handlung aus? Welche Konflikte stehen im Vordergrund? Wo und wann spielt die Geschichte? Welche Figuren sind wichtig?
Bei all diesen Überlegungen behältst du am besten immer deine Zielgruppe im Hinterkopf. Für welche Themen könnte sie sich interessieren? Das hilft dir an der einen oder anderen Stelle bestimmt auch bei der Entscheidung.
3. Grobe Handlung planen
Die groben Eckdaten zu deiner Geschichte sind abgesteckt. Nun kannst du beginnen, deinen groben Plot zu formen. Wie geht die Geschichte los? Wie endet sie? Welche Wendepunkte gibt es? Stehen schon weitere Schlüsselmomente fest? Es kann helfen, sich hierfür an Modellen wie dem Sieben-Punkte-System oder der Drei- oder Fünf-Akt-Struktur zu orientieren.
Wie umfangreich und komplex deine Handlung sein sollte, hängt wieder stark von der Zielgruppe ab. Wenn du hierbei unsicher bist, kann es helfen, Vergleichstitel anzuschauen und zu analysieren. Wie lang sind die Bücher? Wie ist die Handlung aufgebaut? Wie lässt sich das auf dein Projekt übertragen?
4. Figuren planen
Bevor ich mit der Figurenplanung loslege, erstelle ich zunächst eine Übersicht über alle wichtigen Figuren. Überleg dir also, welche Figuren in deinem Projekt eine Rolle spielen. Was ist ihre Funktion in der Geschichte? Wie sollen sie heißen?
Für die wichtigsten Figuren kann es sich lohnen, ausführliche Charakterbögen anzulegen. Hier hältst du stichpunktartig oder mit kurzen Fließtexten die wichtigsten Punkte wie den Namen, das Alter, Hobbys, das Aussehen, den Charakter, ihre Stärken, Schwächen und so weiter fest. Vorlagen dafür findest du im Internet, aber du kannst dir auch leicht selbst einen nach deiner eigenen Vorstellung erstellen.
Für wichtige Nebenfiguren musst du nicht zwingend einen ganzen Steckbrief anfertigen. Aber es kann nützlich sein, zumindest ein paar Stichpunkte zu jeder Figur zu notieren, in denen du ihre wichtigsten Eigenheiten festhältst.
Je nachdem, wie komplex deine Geschichte ist und wie viele Figuren du geplant hast, magst du vielleicht auch ein Soziogramm anlegen, in dem du die Beziehungen der Figuren untereinander durch Verbindungslinien darstellst.
Im nächsten Blogbeitrag werde ich auch noch mal näher auf das Thema Figuren im Kinder- und Jugendbuch eingehen. Schau also gern noch mal vorbei, falls das für dich interessant ist.
5. Handlungsort planen
Wahrscheinlich hast du schon eine grobe Idee, wo die Geschichte spielen soll. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um diese Gedanken weiter auszuformen. Überleg dir genau, wo und zu welcher Zeit deine Geschichte spielt. Wie sieht das Setting aus? Was verbindest du mit dem Ort? Welche Atmosphäre möchtest du vermitteln?
Vielen hilft es, sich eine Inspirationspinnwand mit Bildern, die zum Ort oder zur gewünschten Stimmung passen, zu erstellen. Falls du über einen Ort oder eine Zeit schreiben willst, wozu dir noch Informationen fehlen, ist es auch sinnvoll, jetzt Zeit in die Recherche zu investieren, um später alles möglichst realistisch und detailreich darstellen zu können.
6. Recherche
Allgemein ist eine gewisse Recherche für fast jedes Buch sinnvoll. Das kann zu einem bestimmten Ort, einem Hobby, einem Beruf, konkreten Handlungsabläufen oder was auch immer sein. Wie intensiv die Recherche ausfällt und um welche Themen sie sich dreht, hängt natürlich immer von dem jeweiligen Projekt ab und davon, wie gut du dich bereits mit den Inhalten auskennst.
Bei Fantasy-Büchern kann anstelle der Recherche vielleicht ein intensives Wordbuildng nötig sein. Auch das kann viel Zeit in Anspruch nehmen, aber diese Zeit ist es auf jeden Fall wert, weil deine Geschichte dadurch sicherlich bereichert wird.
7. Handlung im Detail ausarbeiten
Zuletzt geht es darum, den Plot genauer auszuarbeiten und sich einen Überblick über die konkreten Szenen oder Kapitel zu verschaffen. Ich persönlich schreibe immer alle Szenen, die ich im Kopf habe, auf Karteikarten. Diese breite ich vor mir aus, schiebe sie rum und überlege, welche Szenen sich kombinieren lassen. Das mache ich so lange, bis ich mit der Reihenfolge zufrieden bin. Dann schreibe ich noch mal alles stichpunktartig in einem Dokument auf.
Andere Leute hingegen schreiben lieber einen ausformulierten Text, in dem sie die Handlung zusammenfassen. Teste da also einfach aus, was für dich am besten funktioniert und wie detailliert du im Voraus planen möchtest.
Zum Schluss kannst du prüfen, ob der geplante Umfang zur Zielgruppe passt. Falls nicht, lässt sich überlegen, wo die Geschichte gekürzt oder umgekehrt mit mehr Inhalt angereichert werden könnte. Vielleicht lässt sich ein Handlungsstrang streichen oder ein neuer integrieren? Oder eine Figur bekommt mehr oder weniger Raum in der Geschichte?
Du kannst so lange an deinem Plot feilen, bis du wirklich zufrieden bist und dich bereit zum Schreiben fühlst. Wichtig ist nur, sich nicht zu sehr in der Planung zu verlieren und sie quasi als „Ausrede“ zu nutzen, weil man Angst hat, mit dem Schreiben zu beginnen. Wenn du das Gefühl hast, bereit zu sein, wage den Schritt und fang einfach mit deiner Geschichte an! Zur Planung kannst du dann immer noch zurückkehren, falls du mal hängst.
Muss ich so viel planen?
Natürlich nicht! Es gibt genug Leute, die ihre Idee nur grob entwickeln und beim Schreiben alles weitere herausfinden. Das bedeutet zwar meist mehr Aufwand bei der Überarbeitung, dafür sparst du vorab Zeit. Das ist also eine reine Typ-Sache und viele der Punkte lassen sich auch anwenden, um nachträglich mehr Struktur in die eigene Geschichte zu bekommen. Oder vielleicht hängst du mittendrin mal fest und merkst, dass dir mehr Planung helfen würde? Dann kannst du es auch dann nachholen.
Plan so viel oder wenig, wie es sich für dich richtig anfühlt. Manche fühlen sich von einer zu detaillierten Planung eingeengt. Ich hingegen finde es befreiend, weil ich mir dann beim Schreiben über all das keine Gedanken mehr machen muss, sondern die Worte einfach fließen und völlig in der Geschichte abtauchen kann.
Viele Wege führen zum Ziel
Es gibt viele Wege und nur du selbst kannst den besten für dich finden. Das hier ist also weniger eine feste Anleitung als vielmehr eine Inspiration.
Doch egal, wie du vorgehst: Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Planen und Brainstormen!